Tourtagebuch 2018

Tourtagebuch 2018

26.04.18 Bielefeld – AJZ


Es ist jetzt fast zwei Jahre her, dass ich das letzte Mal auf Tour war. Und ich habe es echt vermisst. Deshalb freue ich mich total darüber, dass es endlich losgeht. Wobei losgehen ist relativ. Erstmal muss ich durch halb Hannover cruisen, um das Tourauto von der Autovermietung abzuholen. Das ist leichter gesagt als getan, denn die Autovermietung ist umgezogen und ich hab keine smartes Phone, das mir anzeigen kann, wo ich hin muss. Also Oldschool: Anrufen und nach dem Weg fragen. Nachdem ich wieder durch die halbe Stadt gefahren bin, komme ich endlich an und kriege das Auto, mit dem ich die nächsten elf Tage durchs Land fahren werde. Als nächstes wird der Merch abgeholt. Endlich wieder zuhause gehts dann richtig los. Die Materialien in die Platten packen. Dauert auch nur anderthalb Stunden. Aber dann kann ich endlich meine ganze Scheiße ins Auto packen und los gehts. Heute ist der erste Stopp Bielefeld. Mit dieser Stadt verbinde ich sehr viel, denn hier habe ich fünf Jahre lang studiert und dadurch auch viele nette Menschen kennen gelernt.
Die Fahrt verläuft zum Glück relativ unspektakulär.
Manche fragen sich hierbei vielleicht: Wie ist das eigentlich alleine unterwegs zu sein? Es hat seine Vor- und Nachteile. Manchmal ist es echt scheiße langweilig, dass man sich mit niemanden unterhalten kann. Außerdem ist es auch immer klar, dass ich fahren muss. Gibt halt auch niemand anderen. Und es gab schon die ein oder andere Show, bei der ich mich ziemlich verloren gefühlt habe, weil ich irgendwie keine Verbindung zu den Menschen vor Ort aufbauen konnte. ABER: auf der anderen Seite ist es halt auch mega cool. Ich kann so lange schlafen, wie ich will, weil niemand drängelt. Ich kann mir n Kleinwagen mieten, der halt nur einen Bruchteil eines richtigen Tourbuses kostet. Und ganz wichtig. Ich kann die ganze Zeit bestimmen, was für Musik läuft.
In Bielefeld angekommen, treffe ich auch gleich die Veranstalter_innen, die ich schon länger kenne. Hier und da wird gequatscht und irgendwann tauchen dann auch snarg auf, mit denen ich heute Abend zusammen spiele (und wies der Zufall so will, bei denen ich selber auch mit spiele  ).
Ich muss noch die ganzen Shirts nach Größen sortieren und nach ner kleinen Ewigkeit ist sowohl das, als auch der Soundcheck, fertig. So langsam strömen die ersten Menschen ins Ajo und gegen neun Uhr fangen wir mit snarg an zu spielen. Der Auftritt macht echt viel Spaß und der Raum ist für nen Donnerstag Abend wirklich gut gefüllt.
Nach snarg ziehe ich mich schnell um, baue meine Technik auf und dann gehts auch schon los. Der erste Auftritt auf dieser Tour. Anfangs ist noch wenig los, aber spätestens beim zweiten Song sind alle Leute wieder im Raum und es wird ausgiebig getanzt. Für diesen Abend gibt es auch n kleines Special: Lena, die einen Feature Part auf meinem ersten Tape hatte, ist auch vor Ort und performt dieses Feature das erste Mal live. Und es klappt richtig gut. Auch der Rest der Show ist echt großartig. Viele tanzende Leute, ne gute Stimmung und das auf nen Donnerstag Abend. Im Anschluss an den Auftritt wird noch im AJZ Innenhof das ein oder andere Bier getrunken und Gespräch gehalten. Ich werde ganz gut was an Merch los. Und als die Veranstalter_innen die Räume zu machen, geht es noch auf ein Bier ins Potemkin, einer ziemlichen coolen Kneipe im Zentrum von Bielefeld. Um drei Uhr ist dann irgendwann bei mir Schluss und ich falle erschöpft ins Bett.

27.04.18 AZ Köln

Nach einer viel zu kurzen Nacht wache ich um halb zehn auf, weil ich mich mit einem der Veranstalter verabredet habe, vor elf meine Sachen aus dem AJZ ins Auto zu bringen. Nachdem das geschafft ist, gibts erst mal richtig leckeres Frühstück. Rührtofu und Avocadobrötchen. Geil. Da es von Bielefeld nach Köln nicht ganz so weit ist, lasse ich mir mit dem Losfahren zeit und nutze stattdessen den sonnigen Nachmittag, um mit Lena durch Bielefeld zu spazieren, veganes Eis zu essen und eine Limo im Biomarkt zu kaufen, die einfach nur scheiße schmeckt. Gegen 15 Uhr mache ich mich dann auf den Weg, damit ich nicht zu spät in Köln ankomme. Was ich nicht wissen konnte, ist dass die Autobahn voller Staus ist. Stau, Stau und nochmal Stau. Ich brauche mehr als zwei Stunden länger und könnte einfach nur kotzen. Das fängt ja gut an. Hoffentlich ist der Rest der Tour entspannter.

Aber irgendwann komme ich dennoch am Kölner AZ an. Nachdem ich meine Sachen ausgeladen habe, kommt auch gleich mein Kumpel Daniel aus Mainz an, der sich die Zeit genommen hat, mich hier zu besuchen. Wir sitzen im Innenhof des AZ‘s in einer gemütlichen Runde, trinken Bier und Pfeffi und quatschen über Gott und die Welt. Nach und nach füllt sich besagter Innenhof auch mit Menschen und gegen Neun gehts dann mit der ersten Band los. Steckdosenbier. Eigentlich Dr. Dosenbier, aber irgendwelche Menschen der Band hatten doch keine Zeit für den Auftritt. Deshalb ist heute bis auf den Gesang alles Playback. Wie bei mir 
Sehr sympathisch finde ich, dass der Dr. sich Unterstützung von zwei Menschen geholt hat, die voller Elan auf der Bühne mittanzen und DJ Mischpulte bedienen, die nirgendwo angeschlossen sind. Das macht einfach nur Spaß zuzusehen. Als nächstes sind Dave & Mighty dran. Auf die freue ich mich besonders, habe ich doch schon so viel von denen gehört. Musikalisch finde ich es mega schön, jedoch fällt mir auf, dass ich anscheinend viel zu wenig Bad Religion Songs kenne, denn ich erkenne nur zwei oder drei Lieder aus dem gesamten Set. Außerdem haben sie leider auch mit irgendwelchen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, was sich darin bemerkbar macht, dass während der ersten Hälfte des Sets, die Bassdrum immer mal wieder ausfällt und es eklige Störgeräusche gibt. Das vergrault leider einen Teil des Publikums, was wirklich schade ist, da der Rest des Sets störungsfrei verläuft und die Band wirklich gute Musik macht.
Als letztes an dem Abend steht dann mein Auftritt auf dem Plan. Und der ist wirklich krass. Es sind so viele Leute da und soviele Menschen können die Texte mitsingen. Ich bin wirklich ziemlich überwältigt und habe einfach den Spaß meines Lebens. Als vorletztes Lied Spiele ich ‚Arbeit macht mir keinen Spaß‘ und ich mag diesen Song live eigentlich nicht, weil er viel zu viel Text hat (danke Kackschlacht  ) und meine Stimme dabei immer abfukkt. Aber heute ist das kein Problem, denn 15 Leute teilen sich mit mir die Bühne und können immer wieder das Mikro übernehmen und mir mit dem Text aushelfen. Einfach nur der Wahnsinn.
Beim letzten Lied fällt mir auf, dass meine Brille nicht mehr auf der Bühne ist, obwohl ich sie während des Sets zur Seite gelegt hatte. Ich mache dazu nochmal ne Ansage und nach dem Auftritt kommt ein Freund zu mir, der meint, dass ein ziemlich druffer Typ, der die ganze Zeit auf der Bühne saß, sich immer wieder die Brille geschnappt und aufgesetzt hatte und dass der bestimmt die Brille mitgenommen hat. Wir suchen ihn draußen auf, um ihn damit zu konfrontieren, aber er streitet alles ab. Kurze Zeit später kommt ne Frau zu mir an, die dem druffen Typen die Brille abgezogen hat. Denn sie hat gesehen, dass die Brille aus dessen Arschtasche hervor geschaut hat. Der Typ wird daraufhin nach draußen gebeten und als Rechtfertigung bringt er den Satz ‚Hä das ist doch das AZ. Das ist doch geben und nehmen‘. Naja Idiot_innen gibts immer.
Im Anschluss an das Konzert gibt es noch ne grandiose ‚bad flute‘-Party, bei der die größten Hits der Musikgeschichte durch eine schlechte Blockflöte ruiniert werden  Mega gut. Ich genieße die Zeit um mit Freund_innen zu reden und irgendwann gegen drei oder vier gehts dann mit nem Taxi zum Schlafplatz.

28.04.18 Walke Hameln


Diese Nacht war zwar länger, aber so wie sich mein Kopf beim aufwachen anfühlt auch alkohollastiger. Ich schleppe mich verkatert aus dem Bett und versuche herauszubekommen, wie ich von meinem Schlafplatz wieder zum AZ komme, damit ich mein Auto abholen kann. Der Weg führt mich über den Hauptbahnhof und dem Domplatz. Einen Ort, den ich normalerweise versuche zu vermeiden. Zu viele Touris und Jungesell_innenabschiede. Bäh. Beim AZ angekommen treffe ich noch kurz auf Bene von Mülheim Asozial und freue mich sehr, wenigstens ein bisschen mit ihm zu quatschen. Zum Konzert hatte er es leider nicht geschafft, weil er arbeiten musste. Ja ja von wegen ‚Arbeit hat man besser keine‘ 
Der Weg nach Hameln ist extrem nervig, weil ich direkt von der Autobahn in nen Stau komme und einfach mal ne Stunde für vier Kilometer brauche. Aber letzten Endes komme ich dann doch noch in Hameln an und treffe auch gleich die Loser Youth in der Küche des Frei.Raums.

Darauf habe ich mich schon gefreut. Ich mag die Losers ziemlich gerne und habe schon die ein oder andere Show zusammen mit ihnen gespielt. Unter Anderem waren wir gemeinsam auf einem meiner bisher zwei Auslandskonzerte auf nem Crust Festival auf irgend nem Bauernhof in Dänemark. Aber jetzt sind wir in Hameln und nicht in Dänemark und obwohl ich nur knapp 40 KM entfernt wohne, war ich zuletzt 2012 mit der Schmutzstaffel in der Walke. Ich weiß auch nicht woran das liegt, aber irgendwie zieht es mich immer eher Richtung Westen nach Wunstorf, Minden oder Bielefeld. Ich freue mich auf jeden Fall, dass es endlich mal geklappt hat, wieder hier her zu kommen. Und vor allem so spontan. Denn heute bin ich nur aufgesprungen, was sich erst sechs Tage vorher geklärt hatte. Eigentlich hätte ich in Dortmund spielen sollen, nur haben die Veranstalter_innen da verplant, mir Bescheid zu sagen, dass die Show ausfällt.
Heute ist Walkegeburtstag. Sieben Jahre gibt es das Haus jetzt schon. Und neben Loser Youth sind noch drei weitere Bands am Start: Hohl, Fontanelle und Contra Real. Die Bands gefallen mir ganz gut, wobei ich musikalisch nicht ganz so viel mit Hohl anfangen konnte. Aber sie haben auch ‚Macht kaputt, was euch kaputt macht‘ gecovert. Gute Entscheidung 

Mein Auftritt verläuft relativ störungsfrei, nur einen Typen müssen wir bitten sein T-Shirt wieder anzuziehen. Ansonsten macht es echt viel Spaß und wird auch gut aufgenommen. Aber es ist auch ne ziemliche Rutschpartie. Direkt beim ersten Song ging ein Bier zu Bruch und der Raum hat nen Fliesenboden. Ich muss die ganze Zeit aufpassen, mich nicht auf die Fresse zu packen, was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Und es gibt auch heute wieder einen Gastauftritt. Thommy von Loser Youth performt seinen Feature Part. Das macht mega Spaß und klappt auch echt gut. Ich freu mich immer, wenn es solche Features gibt. Passiert leider viel zu selten.
Direkt im Anschluss an meine Show leiten Trashlight Exzess die Aftershow-Party ein. Das sind auch ein paar Freund_innen von mir und ich freue mich immer, wenn sie die Aftershow übernehmen. Denn das bedeutet Glitzer , Konfetti und gute Musik. Super für mich, schlecht für die Menschen, die am nächsten Tag aufräumen müssen 
Ich hab auf jeden Fall sehr viel Spaß, in einer Kombination mit sehr viel Bier und Pfeffi. Loser Youth schwingen zusammen mit mir das Tanzbein und irgendwann falle ich dann erschöpft und glücklich – und vor allem sehr betrunken – ins Bett.

29.04.18 Rote Flora Hamburg

Der Morgen ist wie zu erwarten von einem leichten Kater geprägt. Aber es gibt ein kollektives Frühstück auf dem Rasen vor der Walke. Das Wetter spielt mit 25° und Sonnenschein auch mit und ich kann entspannt auskatern. Ein Teil der Loser Youth und Contra Real Menschen ist schon relativ früh gefahren und sie haben meinen Merch mitgenommen, denn der Plan ist, dass die drei Menschen, die noch in Hameln sind, mit meinem Auto nach Hamburg gebracht werden. Eigentlich n guter Plan, nur fahre ich halt ne kleine Konservendose. Sie hat zwar vier sitze, aber die beiden hinteren sind auf jeden Fall nicht für längere Strecken gedacht  Irgendwie schaffen wir es doch, alle inklusive unserer Klamotten in die Karre reinzuquetschen und dann gehts los nach Hamburg. Als wir bei der Flora ankommen, ist es auch schon bald halb sechs und Thommy von Loser Youth, der die Show an dem Abend veranstaltet, ist ein bisschen im Zeitstress, alles rechtzeitig vorzubereiten. Ich nutze die Zeit, um einen kleinen Spaziergang durch die Schanze zu unternehmen. Das Wetter ist noch immer gut und ich gönne mir n veganes Schniggerseis bei der Eisbande. Das ist wirklich eine sehr entspannende Art zu touren.
Die Show selbst fängt dann auch relativ zeitig an. An diesem Abend teilt sich Kid Knorke die Bühne mit mir. Bisher habe ich von diesem Act noch nichts gehört, aber der Auftritt überzeugt mich voll und ganz. Chiptune und Klaus Kinsky Samples. Eine richtig geile Mischung. Für mich ist dieser Auftritt der dritte oder vierte, den ich in Hamburg in der Flora absolviere. Dieses Mal findet die Show das erste Mal in den Räumen der Küfa statt, was ich mega cool finde. Zwar ist der Sound ein bisschen komisch, da er von hinter dem Publikum kommt, aber es macht einfach mega Spaß und es ist allgemein ne richtig coole Atmosphäre. Ich bin fast in nem kompletten Kreis vom Publikum umgeben und hüpfe die ganze Zeit hin und her. Thommy singt wieder sein Feature und alles läuft richtig rund.
Nach dem Konzert kommt noch eine Besucher_in zu mir, die mir sagt, dass sie selbst von Ausgrenzung und Homophobie in ihrer Schule betroffen ist und wie viel ihr meine Ansage bedeutet hat. Das rührt mich mega. Ich freue mich immer, wenn ich Menschen erreichen kann, die Ähnliches durchmachen müssen, wie ich es in meiner Jugend musste und ihnen meine Ansagen irgendwie ein bisschen Kraft geben. Im Anschluss daran hängen wir noch ein bisschen in der Flora ab und trinken Bier und quatschen und irgendwann gegen ein Uhr macht sich die Loser Youth Konzert Crew mit mir im Gepäck auf dem Weg zum Schlafplatz. Da Loser Youth aus einer größeren Stadt als Hannover kommen und 20 Minuten Laufzeit einfach echt viel zu viel sind, fahren wir Taxi  Aber das hat auch was gutes. Zwischenstopp beim Kiosk, um den Biervorrat nochmal ordentlich aufzustocken. In der Wohnung angekommen, setzen wir uns in die Küche und bis vier Uhr morgens trinken wir Bier, fressen Fast Food und reden über Gott und die Welt. Naja weniger über Gott und eigentlich auch kaum über die Welt. Eigentlich geht es eher darum, wie wir jeweils zum Punk und zur linken Politik gekommen sind und wie sich die Loser Youth Leute kennen gelernt haben. Und dabei stellen wir fest, dass unsere Biographie bezüglich Musik und Bandgründung relativ ähnlich sind. Wir haben beide alte Ska-Punk-Projekte, die uns mittlerweile peinlich sind 

30.04.18 Fahrradkino Kiel
Nach acht Stunden schlaf, die sich mehr wie vier anfühlen, wache ich am nächsten Morgen in der Loser Youth WG auf und mache mich schnell fertig, denn um 12:30 Uhr ist Pizzafrühstück in der Pizza Bande angedacht (kleiner Tipp unter Freund_innen, für alle Loser Youth Fanatiker_innen: man kann den Gitarristen öfter bei der Pizza Bande beim Pizza backen beobachten. Ganz nah und ungeschminkt  ). Die Pizza ist – wie zu erwarten, weil Pizza – mega lecker. Mit Ananas  Im Anschluss daran gehts dann zurück in die Schanze, um das Tourauto zu holen und mich auf den Weg nach Kiel zu begeben.
Der Weg ist scheiße. Erstmal mega viel Stau in Hamburg, dann Dauerbaustelle bis nach Kiel und das Wetter will auch einfach nicht gut bleiben. Aber in Kiel treffe ich eine Person, die mir sehr am Herzen liegt. Deshalb ist das Wetter und die Reise auch egal. Mit dieser Person verbringe ich dann den Tag, esse Kuchen, gammel rum, quatsche mit ihr und irgendwann machen wir uns dann auf den Weg zum Fahrradkino. Dort angekommen treffe ich direkt den Drummer von Oidorno. Mit dieser Band verbinde ich eine gute Freundschaft, da sie meine Punkband Schmutzstaffel mit einem letzten gemeinsamen Weekender zu Grabe getragen haben. Und ich mag es einfach, sie live zu sehen.
Das Fahrradkino ist ein Teil der Alten MU in Kiel, eines Komplexes der alten Kunsthochschule, in der anscheinend viele verschiedene Projekte untergebracht sind. Auf jeden Fall sieht es sehr schön dort aus und es gibt viele Räume und Angebote. Im Kino selber treffe ich direkt die Veranstalter_innen und stelle fest, dass das Bandessen für diesen Abend aus Sushi besteht. Ich liebe Sushi. Veganes Sushi. Und ich kann mich nicht daran erinnern, das ich JEMALS Sushi als Bandessen bekommen habe. Und dabei reden wir von mindestens 15 Jahren in verschiedenen Bands  Ich feiere es einfach nur richtig und stopfe mich natürlich viel zu voll. Aber bei Sushi gibt es keine Reue.
Eine weitere Besonderheit des Abends ist ein Fahrrad, mit welchem man Strom erzeugen kann, um einen kleinen Mini-Fernseher und ein NES zu bedienen. Will heißen, wenn man ordentlich strampelt, kann man Nintendo spielen. Und zwar natürlich die klassische drei-in-eins-Cartridge mit Super Mario Bros., Tetris und Super Soccer. Ich vergesse jedes mal, wie scheiße schwierig (und allgemein scheiße) Super Soccer ist. Aber die beiden anderen Spiele mag ich hingegen sehr gerne. Ich schaffe es an dem Abend auch, drei mal den Highscore der B-Variante bei Tetris zu knacken, aber aus irgendeinem Grund kann ich den Highscore nie richtig speichern. Das ist wirklich frustrierend.
Als erstes sollen an diesem Abend Oidorno spielen. Das wurde jedoch nicht so von den Veranstalter_innen bestimmt, sondern fair und ehrlich mit Glücksspiel entschieden. Beide Bands haben versucht eine Münze so nah wie möglich an eine Wand zu schnippsen und FCKR sind in diesem Bereich anscheinend kompetenter. Also Oidorno als erstes und anscheinend sind sie von ihrer letzten Flora Show (Bierduschen und Kassenstopp) anderes gewöhnt. Hier ist die Stimmung leider etwas verhalten und es sind auch noch nicht so viele Menschen da. Trotzdem ist es ne echt gute Show und ich darf sogar einen kleinen Spontanauftritt bei Oiverräter an der Gitarre absolvieren, den wir ne halbe Stunde vor dem Auftritt abgesprochen und geübt hatten. Nach Oidorno sind dann FCKR dran, auf die ich sehr gespannt bin. In Hannover genießen sie einen gewissen Kultstatus und ich habe schon viel von ihnen gehört. Also im Sinne von Resonanz und nicht im Sinne der Musik. Ich finde es cool, dass ich mir endlich mal selbst ein Bild machen kann, da mir gesagt wurde, dass sie in so ne New Wave/ Post Punk Richtung gehen und ich mich damit meistens eher schwer tue. Menschlich sind sie auf jeden Fall schon mal sehr nett. Aber auch deren live Auftritt kann mich überzeugen, auch wenn ich ab und zu durch Tetris abgelenkt bin. Aber ich hoffe, dass das eine Band ist, der ich öfter mal über den Weg laufen werde.
Ich bin dann der letzte Act vor der Aftershowparty und aus irgendeinem Grund hat sich der Laden in der Zwischenzeit ziemlich gefüllt. An und für sich ist die Stimmung mega gut und ich habe meinen Spaß, aber irgendwie spielt meine Stimme an dem Abend nicht mit. Ich bin mega heiser und treffe öfter den Ton nicht, was bestimmt nicht vielen Menschen auffällt, aber mich ziemlich nervt. Irgendwie schaffe ich es, den Auftritt auch durchzuziehen, aber ich muss die gesamte Setlist spontan umstellen, um nur Songs zu spielen, die die Stimme nicht komplett abfukken. Ich hasse es, wenn mein Körper mir solche Grenzen setzt, auf die ich wenig bis keinen Einfluss habe. Und gerade wenn so etwas im Kontext einer Tour stattfindet. Dementsprechend bin ich auch verunsichert, wie sich das noch für den weiteren Verlauf der Tour entwickeln wird.
Trotz dessen macht die Show echt Spaß und die Leute tanzen wild. Im Anschluss gibts noch Punk und Technopunk Aftershowparty, aber da ab dem Zeitpunkt drinnen geraucht wird, verziehe ich mich nach draußen, um mit Leuten zu quatschen. Außerdem merke ich auch, dass das ständige Saufen und spät ins Bett gehen bzw. wenig Schlaf bekommen, langsam an meine Substanz geht. Aus diesem Grund gehts dann auch relativ bald zum Schlafplatz und ins Bett.


01.05.18 Maifest Walli Lübeck
Wieder fühlen sich die acht Stunden Schlaf an, als wären es in echt zwei weniger. Aber trotzdem war der Entschluss, es am Vortag nicht zu übertreiben, wirklich eine gute Idee gewesen. Zwar fühlt sich der Körper inklusive aller Muskeln sehr alt an und der Hals tut mir wegen Rauch und Heiserkeit weh, aber ich bin irgendwie in ner sau guten Stimmung. Die wird etwas gedämpft, als ich das erste Mal einen Blick nach draußen wage. Was ich da sehe, ist mehr als erschreckend. Grauer Himmel und starker Regen. Und wie ich schnell feststellen muss auch eine Arschkälte. 8 ° am ersten Mai. Was ist da los. Vor allem soll ich heute in Lübeck auf nem Fest spielen, das fast ausschließlich Open Air sein soll.
Zum Frühstück geht es gegen Mittag zu einem Essen mit Freund_innen und Bekannten. Das ist am ersten Mai, wie zu erwarten, mega voll. Aber es gibt leckeres Wokgemüse mit Melonen und Ananas. Im Anschluss daran mache ich mich dann auf den Weg nach Lübeck. Da Kiel/ Lübeck ja nur ein Katzensprung ist, bin ich relativ schnell an meinem Ziel. Und erst mal ziemlich überfordert. Ich wusste, dass ich an dem Tag mit ner Menge Bands zusammen spielen sollte, aber das Ausmaß des Maifestes habe ich so nicht erwartet. Es ist ein riesiges Areal mit mehreren (mindestens 5 Bühnen) und kleinen versteckten Kneipen, wo überall buntes Treiben herrscht. Ich brauche mehr als ne halbe Stunde, um einmal alles abzugehen und zu checken, was wo ist. Ich soll auf ner ziemlich großen Bühne (für meine Verhältnisse) zu einer ziemlich frühen Uhrzeit (für meine Verhältnisse  ) spielen. Also die Show soll um 19:20Uhr starten. Aber das ist auch gar nicht schlimm, schließlich ist die Stimmung bei den Bands davor schon ziemlich ausgelassen und es sind echt SEHR viele Menschen auf diesem Fest unterwegs. Vielmehr habe ich Schiss vor dem Auftritt wegen meiner Stimme. Nach der Show gestern weiß ich nicht, ob die Stimme mir heute vielleicht komplett wegbricht. Ich habe schon ein Worst-Case-Szenario entwickelt, indem ich die kommenden zwei Shows hätte absagen müssen, um wenigstens noch das Wochenende spielen zu können, in der Hoffnung, dass die Stimme bis dahin wieder okay wäre. Und ich hab mir auf dem Hinweg in ner Notapotheke noch Gelo Revoice besorgt. Das sind so Halsschmerz Tabletten für Heiserkeit und zum Singen, die ich immer brauche, wenn ich Gesangsaufnahmen mache, da meine Technik nicht wirklich gesund ist und zu starke Beanspruchung meine Stimme ziemlich abfukkt.
Naja nachdem ich alles organisatorische geklärt habe und mir meinen Windbreaker und ne zweite Hose angezogen habe – die 8° und die Nässe waren soooo kalt – bereite ich mich langsam auf den Auftritt vor. Genauso wie bei der letzten Show der Tour in 2016 weiß ich nicht, was ich zu erwarten habe. Also ob überhaupt Leute Bock auf diese Musik haben. Und das um diese Uhrzeit. Oder ob ich auf der großen Bühne einfach nur verloren sein werde.
Nachdem ich meinen Technikkram aufgebaut und mich umgezogen habe, gehe ich also Punkt 19:20 (diese Pünktlichkeit erlebt man auch nur auf Festivals oder so offiziellen Stadtfesten  ) auf die Bühne und der Bereich vor der Bühne ist fast komplett voll. Wow. Das überrascht mich wirklich. Und als ich anfange, gibt es eine große Menge Menschen, die freudig mittanzt und sogar die Texte teilweise mitsingen können. UND meine Stimme macht mit =) Ich merke zwar immer noch, dass sie ziemlich angeschlagen ist, aber ich kann das komplette Set ohne größere Probleme spielen. Ich spiele sogar den Kackschlacht Song, weil der so gut zum Tag passt, auch wenn der der anstrengendste in meinem ganzen Set ist. Ich habe einfach ne mega gute Zeit bei der Show und freue mich über dieses grandiose Feedback und über die pure Masse von Menschen. Einfach nur wow. Nach der Show muss ich mir schnellstmöglich irgendwelche Klamotten überziehen, damit ich mir nicht noch ne Erkältung oder so einfange. Ich bin mega verschwitzt und es ist ekelhaft nass und sehr kalt. Und ich muss im Regen aus dem Technikzelt der Bühne heraus meinen Merch verkaufen  Also eigentlich habe ich das gar nicht geplant, da es keinen geeigneten Ort dafür gibt, und es mir zu blöd ist, das von der Bühne aus zu machen. Trotzdem sprechen mich so viele Leute darauf an, dass ich nen spontanen Merchstand im Regen aufbaue.
Nachdem alle dann glücklich mit Merch versorgt sind, gehts straight unter die Dusche und in trockene Klamotten. Denn nicht nur ‚a Kiwi a day keeps the docor away‘, sondern auch nicht verschwitzt bei Herbstwetter durch die Gegend laufen  Nachdem ich frisch bin, alles ins Auto geladen ist und auch alles Organisatorische geklärt ist, gehts endlich ans trinken. Jetzt habe ich keine Verantwortung mehr, dafür aber jede Menge Getränkemarken. Folgerichtig wird Mexikaner und Bier besorgt und das Festival Gelände besichtigt. Jedoch stelle ich nach einiger Zeit fest, dass ich mich ein bisschen verloren zwischen all den Menschen fühle. Die meisten Bands sind nicht so mein Fall, es ist mega kalt und ich kenne niemanden, da die wenigen Menschen, die ich in Lübeck kenne, in organisatorische Tätigkeiten eingebunden sind. Aus diesem Grund entscheide ich mich dann, mich irgendwann vom Festival Gelände mit ein paar Bierflaschen im Rucksack zu entfernen und gehe zum Schlafplatz, um gemütlich in der Wärme Bier zu trinken und aufm Laptop Youtube Videos zu schauen. Tourlife – Highlife 

02.05.18 K19 Berlin
Nach einer sehr erholsamen und langen Nacht wache ich voller Energie und Tatendrang auf und sehe, dass sogar das Wetter wieder mitspielt. Nix mehr mit 8° und Regen. Nein, nein. Sonnenschein und fast 20°. Warum denn nicht gestern so? Mein Frühstück nehme ich stilecht auf dem Supermarktparkplatz gegenüber ein. Es gibt leckere Brötchen mit veganem Käse. Während ich mir genüsslich den Wanst vollstopfe, höre ich hinter mir ein Auto hupen und denke mir erstmal nix dabei. Aber kurz darauf vernehme ich einen Stimme mit Ostdeutschem Akzent ‚Ey HC Baxxter?‘. Ich dreh mich um und sehe den Wagen von FCKR an der Ampel stehen. Wir haben noch ungefähr zehn Sekunden zeit ein paar Sätze auszutauschen, dann springt die Ampel auf Grün und FCKR sausen weiter Richtung Hamburg. Für mich gehts heute in die andere große Stadt: nach Berlin.

Die Autofahrt verläuft inklusive ein paar Pinkel- und Einkaufspausen weitgehend unspektakulär und ich komme gegen 18 Uhr in Friedrichshain an. Viel anspruchsvoller ist es, hier einen Parkplatz zu finden. Nach ner guten halben Stunde, finde ich auch endlich einen Platz, um dann festzustellen, dass man für das gesamte Gebiet n Parkschein holen muss. Fuck. Ich hasse Parkautomaten. Aber was soll man machen? Also Kleingeld aus der Merchkasse geholt und mal kurz durchgerechnet. Wenn ich mich heute Abend besaufen will und das Auto morgen abhole, komme ich Pi mal Daumen auf den Kleinstbetrag von 40 € fürs Parken !!!Eins11!! Ich wusste ja das Berlin teuer ist, aber das ist wirklich erbärmlich. Naja dann fällt es mir wenigstens nicht schwer, mich dazu zu entscheiden, heute nicht zu trinken und nach der Show zum Schlafplatz zu fahren, wo das Parken wenigstens kostenlos ist.
Die K19 ist eine kleine Kneipe mit einem Keller, in dem öfter Shows stattfinden. Vor Jahren war ich hier mal mit der Schmutzstaffel und es war ziemlich schön, aber auch mega verraucht. Heute versuchen wir es mal mit ner rauchfreien Show, mal sehen ob das klappt. Und da der Laden in der letzten Zeit immer wieder Probleme wegen Ruhestörung bekommen hat, muss die Show heute um Punkt 22 Uhr durch sein. Aus diesem Grund geht es auch um kurz vor acht mit der ersten Band los. Ich teile mir heute die Bühne mit zwei Garage Punk Bands namens Lost Jobs (was sehr gut zum Tag der Arbeitslosen passt) und The Herny Gunslingers (oder so ähnlich). Die Gunslingers müssen anfangen und leider ist zu dem Zeitpunkt noch nicht viel los, was einerseits wohl der frühen Uhrzeit, aber andrerseits auch der Tatsache geschuldet ist, dass viele Menschen vom 1. Mai noch so in den Seilen hängen, dass sie sich nicht zu ner Show aufraffen können. Trotzdem liefert die Band ne schöne und unterhaltsame Show ab. Die Lost Jobs gehen in eine ähnliche Richtung, haben meiner Meinung nach aber noch ein bisschen mehr Punch. Leider kann ich mir nur die Hälfte der Show ansehen, da ich zwischenzeitlich das Parkticket erneuern muss. Danke Friedrichshain… Um kurz nach Neun bin ich dann dran. Mittlerweile hat sich der Laden auch ein bisschen mehr gefüllt und die Show ist eigentlich relativ schön. In der Mitte des Raums stehen ein paar Säulen, die irgendwie so ein bisschen ne Barrikade für mich darstellen, da ich immer wieder zwischen sie schlüpfen muss, um Publikumskontakt aufzubauen, aber nicht hinter ihnen hin und her laufen kann, weil ich schiss habe, mein Mikrokabel zu verheddern. Leider merke ich, dass es meiner Stimme wieder richtig schlecht geht. Trotz Schonen und Gelo Revoice und so. Ich schaff es zwar das Konzert irgendwie zu Ende zu spielen, aber es hört sich einfach heiser an und nervt mich extrem. Und ich habe danach ziemliche Halsschmerzen und bin heiserer als vorher.
Aus diesem Grund fasse ich den schweren Entschluss und sage die Show am nächsten Tag in Halle ab. Ich hasse es Shows absagen zu müssen, aber ich hoffe, dass ich so wenigstens noch das Wochenende mit snarg durchziehen kann. Irgendwie. Also das ein Tag komplette Schonung genügt. Naja wir werden sehen, ob dem so ist.
Nach dem Konzert quatsche ich noch mit ein paar Leuten am Merch-Tisch und bekomme noch n ziemlich cooles Merchstück von der anderen Band geschenkt. Dabei handelt es sich um einen Joint, auf dessen Tip der Downloadcode für das Album gedruckt ist. Einfach nur großartig. Ich glaube das ist eine der besten Merch-Ideen, von der ich jemals gehört habe  danach quatsche ich noch mit guten Freund_innen (Alles.Scheisze sind zwar zu spät gekommen, aber immerhin noch für ein Stündchen auf n nettes Gespräch geblieben) und mache mich gegen Zwölf (das Parkticket läuft schon wieder ab -.- ) auf den Weg zum Schlafplatz, wo ich mich mit meinem Gastgeber noch nerdig über Games, Serien und trashige Filme unterhalte. Achja, das Konzert ist wirklich rauchfrei geblieben. Hut ab Berlin, das war das bisher erste mal, dass ich sowas hier erlebt habe.

03.05.18 Berlin Offday
Die Nacht war ziemlich anstrengend. Ich bin mehrere Male aufgewacht und habe mich immer wieder scheiße gefühlt. Als ich dann gegen Mittag aufwache, wird mir bewusst, dass ich nicht nur heiser bin, sondern anscheinend auch ne Erkältung ausbrüte. Hat in Lübeck wohl doch nicht gereicht sich nur nen Windbreaker über die verschwitzten Klamotten zu ziehen. Shit. Aber dann heißt es heute: ausruhen, schonen, entspannen.
Zum Frühstück gehts zum Veranstalter (dem Sänger von Derbe Lebowski) und es gibt leckere Guacamole und Tee. Wir reden ein bisschen über Erlebnisse, die wir auf Tour gesammelt haben und über dies und das, bis ich mich verabschieden muss. Anschließend geht es nach Kreuzberg. Ich fahre zu einem alten Freund, der mir einen Schlafplatz für die Nacht angeboten hat. Dort angekommen begrüßt mich schon einer der coolsten Hunder der Welt. Dieser Hund hat Naturdreads und ist mega verschmust. Er hatte sogar schon einen kleinen Auftritt in meinem Tourvideo von 2016. Nach dem obligatorischen Kuscheln und Bauchkraulen, trinke ich ne große Kanne Kamillentee. Dann gehts los nach Friedrichshain, um was leckeres zu Essen zu holen. Außerdem brauche ich ne neue Jeans, da ich letztens eine von mir kaputt gemacht habe. Wir dachten es wäre ne gute Idee, das Geld für die BVG zu sparen und das Auto zu nutzen. Pustekuchen. Berlin zeigt uns gleich die kalte Schulter und wir stecken im Feierabendverkehr und suchen wieder ewig nach nem Parkplatz.
Bei Humana finde ich dann zwar nicht das, was ich suche, dafür aber ne mega schicke, pinke Regenjacke. Da kann ich einfach nicht nein sagen. Anschließend gehen wir noch zu Yoyos Foodworld und bestellen uns ein sehr üppiges Mahl und treffen noch einen weiteren Freund.

Wieder beim Schlafplatz angekommen, genieße ich den Rest des Abends mit Tee trinken und in der Badewanne liegen. Und mit der Hoffnung, dass dieser Tag ausreicht, um die Stimme wieder etwas zu verbessern.

04.05.18 Kafe Marat München
Nach einer kurzen, knapp zwölfstündigen Nacht, wache ich ziemlich erholt und entspannt auf und fühle mich schon wesentlich besser. Dieser Schontag war wirklich ne gute Idee. Zwar habe ich immer noch leichte Kopfschmerzen, aber bei weitem ist es nicht so schlimm, wie am Tag zuvor. Nach einer schnellen Dusche und einem Telefonat mit snarg (die schon um 9 Uhr morgens !!! losgefahren sind) schwinge ich mich in mein Auto und versuche Berlin zu verlassen. Leichter gesagt, als getan. Die A 115 soll irgendwie gesperrt werden und mein Navi schickt mich im Zickzack durch irgendwelche Viertel, von denen ich nicht wusste, dass es solche Flecken in Berlin gibt. Nach lockeren zwei Stunden bin ich endlich auf dem Berliner Ring und höre das erste Mal Verkehrsfunk an diesem Tag. Stau mit einer Stunde Wartezeit kurz vor mir und Vollsperrung bei Leipzig. Geil. Mein Navi findet zum Glück einen Weg über Dörfer und Wiesen, durch den ich mindestens zehn Minuten spare  und Leipzig schaffe ich auch irgendwie zu umfahren. Kostet halt alles nur Zeit. Und Nerven. Aber um die Nerven zu beruhigen, gibt es ja Musik. Die läuft laut und durchgehend und ich genieße die Musik und das gute Wetter. Hier mal als kleiner Exkurs, der wahrscheinlich alle brennend interessiert kurz meine Top five Alben der Tour  :
5. Scooter – 20 years of Hardcore
4. Neutral Milk Hotel – In an Aeroplane over the sea
3. GTUK – Illusion to the Max
2. Loser Youth – es gibt viele schöne Plätze in Deutschland, aber die schönsten sind die Arbeitsplätze
und last but not least
1. G.L.O.S.S. – Demo
Nach Leipzig läuft es dann endlich rund und es ist auch kein Stau mehr angekündigt. Direkt hinter der bayrischen Grenze sammle ich dann noch zwei Tramper_innen auf (die ersten auf der ganzen Tour, obwohl ich extra bei fast jeder Raste rausgefahren war), die, wies der Zufall so will, auch nach München wollen. So habe ich nette Unterhaltung für die letzten dreieinhalb Stunden.
Um kurz nach Neun komme ich endlich im Marat an und es ist schon gut was los. Das ist heute mein vierter oder fünfter Besuch in diesem Laden und ich habe ihn und die darin tätigen Menschen echt lieben gelernt. Die Auftritte waren immer mega gut und vor allem auch gut besucht und auch im Anschluss wurde sich immer gut um uns gekümmert, z.B. wurden uns die besten Badespots in der Isar gezeigt. Snarg sind gerade dabei die Instrumente aufzubauen, also kann ich mich gleich anschließen. Ein schneller Soundcheck, den Merch schnell aufgebaut und dann erst mal entspannen. Gegen kurz nach zehn fange wir dann auch als erste Band an und nach den ersten Liedern ist schon ne gute Anzahl an Menschen im Raum. Nach uns sind MiniPax dran. Die machen so Melodic Skate Punk mit ner ziemlich guten Antifa-Polit-Attitüde. Es macht echt Spaß den Leuten zuzusehen.
Danach bin ich dann dran. Nachdem ich mich umgezogen und die Technik aufgebaut habe, werden noch schnell die Ventilatoren ausgemacht, weil ich bei snarg gemerkt habe, dass ich die Erkältung noch nicht ganz überstanden habe und der Luftzug nicht hilfreich ist. Jedoch ist es ohne Ventilatoren verdammt heiß… Naja ich schwitze ja sowieso gleich.
Nach einem schnellen Soundcheck gehts dann auch direkt los und der Raum ist innerhalb kurzer Zeit ziemlich gut gefüllt. Nach dem zweiten Lied muss ich die Jacke schon ausziehen, weil es einfach viel zu heiß ist. Aber die Stimmung ist mega am kochen, die Leute können die Texte mitsingen und … ta ta tam … meine Stimme macht mit :O Sie fühlt sich wieder ganz normal an und ich kann den ganzen Auftritt ohne Probleme absolvieren. Wow. Was so ein Tag Ruhe ausmachen kann. Nach ner halben Stunde bin ich durch mit meinem Set. Die Stimmung ist ähnlich krass wie beim Köln Konzert und die Leute tanzen auch auf der Bühne. Es ist einfach nur richtig schön.

Nach dem Auftritt hänge ich dann aber ziemlich in den Seilen. Ich merke, dass der Körper doch noch nicht ganz fit ist und deshalb lasse ich das Bier heute wieder mal stehen und begnüge mich mit Wassertrinken. Ich bekomme noch richtig schöne Rückmeldungen zur Show von einzelnen Menschen und hänge mit snarg ein bisschen im Backstage ab, um runter zu kommen.
Als sich der Laden langsam leert, zieht es uns mit unserem Gastgeber in unser Quartier für heute Nacht. Dort angekommen gibt es noch einen kleinen spontanen Küchenrave und unser Bassist von snarg wird in die Kunst des Dosenstechens eingeführt  Gegen vier Uhr fallen wir dann alle ins Bett. Das müssen wir auch, denn morgen haben wir einiges vor.

05.05.18 Projekt 31 Nürnberg
Nach sechs Stunden schlaf heißt es aufstehen. Unser Gastgeber ist schon lange wach und hat ein richtig bombastisches Frühstück gezaubert. Ich bin noch nicht so wach und muss mich erst mal unter die Dusche schleppen. Aber der Körper fühlt sich nicht mehr krank an. Nur müde. Doch Wir wollen heute ins Galaxy in die Therme Erding. Wasserrutschen!!! Dafür lohnt sich das frühe Aufstehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir schnell unsere Sachen und machen uns zusammen mit dem Gastgeber, der uns beim Wasserrutschen begleiten wird, auf den Weg zu den Autos.

Nach einer halben Stunde kommen wir an der Therme an und meine Vorfreude steigt. Ich liebe Wasserrutschen. Und hier soll es 21 davon geben :O Dementsprechend ist leider auch der Eintritt. Schweineteuer. Aber drauf geschissen. Tourlife/ Highlife  Wir stürzen uns ins Vergnügen und das lohnt sich wirklich. Es gibt Trichterrutschen, Wildwasserrutschen, Sprungschanzenrutschen, Speedrutschen, Blackholerutschen, Reifenrutschen und und und. Wie wir rausfinden, gibt es auch eine Rutsche, die nur für Männer* ist, da die weibliche* Anatomie angeblich nicht für diese Rutsche gemacht sei. Ahhhh ja. Ziemlich fragwürdige Argumentation. Aber egal, die Reifenrutschen machen eh viel mehr Spaß. Und es gibt sogar eine Reifenrutsche mit VR-Brille :O die kostet zwar extra, aber den Spaß lass ich mir nicht entgehen. Und sie ist echt krass. Während der Fahrt merke ich den Wunsch in mir aufsteigen, jetzt sehr bekifft zu sein. Das wäre glaube ich noch das Sahnehäubchen dieser Fahrt. Und diese Idee wird als kleine Notiz fürs nächste Mal im Gedächtnis abgeheftet. Nach circa drei Stunden sind wir mehr als geschafft und glücklich und verlassen dieses Rutschenparadies wieder, um uns auf den Weg nach Nürnberg zu machen.

Der Weg verläuft ohne Probleme und wir kommen schnell in Nürnberg an. Da an diesem Tag dort ein Workshopnachmittag stattfindet, befinden sich auch schon einige Leute im Innenhof. Der Rest von snarg hat sich in irgendnem Billigladen einen Plastikball gekauft und wir nutzen das gute Wetter, um durch Hochhalten des Balles die Zeit totzuschlagen. Ich bin ganz schön im Arsch vom vielen Spaß in der Wasserrutsche, aber trotzdem guter Dinge für den heutigen Abend. Die dritte Band heute – Philleas Fogg – sind auf jeden Fall sehr sympathisch und da sie anfangen wollen übernehmen sie den Soundcheck. Geboten wird dann bei ihrem Auftritt eine nette Mischung aus modernen (studentischen) Punk und Indie mit Drummachine.
Im Anschluss daran, sind wir mit snarg an der Reihe. Wobei heute heißt das erstmal Soundprobleme lösen. Irgendwie gehen nicht alle Kanäle, weshalb der Synthie nicht funktionieren will. Bis das Problem behoben und ein kurzer Soundcheck durchgeführt ist, vergeht fast ne halbe Stunde. Und leider ist der Sound ziemlich mäßig, da irgendwelche Mikrophone ziemlich oft koppeln und dadurch alles recht breiig klingt. Schade, aber manchmal steckt man nicht drin. Der Auftritt läuft ansonsten ziemlich gut und es gibt auch ne gute Resonanz vom Publikum, dem der Sound anscheinend nicht so viel ausmacht.
Nach dem letzten Lied bauen die anderen schnell die Instrumente ab und ich ziehe mich um. Hier läuft die Technik zum Glück besser und der Soundcheck dauert auch nur wenige Minuten, aber leider koppelt auch bei meinem Auftritt das Mikro ziemlich häufig, weshalb alles etwas matschig klingt und ich immer wieder versuchen muss, das Mikro hinter die Boxen zu halten. Doch das bringt der Stimmung trotzdem keinen Abbruch. Die Müdigkeit von der Rutsche weicht der Euphorie und den Endorphinen. Auf einmal ist der Raum auch ziemlich gut gefüllt und die Leute tanzen. Es macht einfach Spaß und ich bin froh, dass meine Stimme auch heute mitmacht.
Nachdem das Scooter-Outro ausgeklungen ist, muss ich dann aber doch erstmal entspannen und verzieh mich hinter dem Merchtisch. Der Rest des Abends sieht ähnlich aus. Ich mache mir nen ruhigen Abend und trinke entspannt mit meinen Bandkollegen Bier. Meistens draußen im Innenhof, denn der Kneipenraum ist leider zu verraucht. Unser Schlafquartier heute nacht befindet sich in einem Seminarraum, der auch im Innenhof liegt. Hier gibt es vier Feldbetten. Luxus und Komfort yeah  aber das ist auch meckern auf hohem Niveau. Immerhin bekommen wir nen Schlafplatz.

Gegen drei Uhr lege ich mich hin (zwei viertel snarg schlafen bereits) und versuche zu schlafen, als unser Bassist von draußen in den Raum kommt und mir sein Telefon reicht. Ich weiß nicht mehr was der genaue Grund dafür war, aber auf einmal finde ich mich in einem Telefonat mit einer Freund_in von Henk aus Halle wieder, die ich anscheinend auch schon einmal kennengelernt habe, an die ich mich gerade aber nicht erinnern kann. Aus einer anfänglich leicht zu beantwortenden Frage entwickelt sich ein ziemlich dynamisches Gespräch über Nickelodeon, Darkwing Duck, die Dinos, Nutrias und noch viel mehr. Das Gespräch dauert mindestens ne halbe Stunde und es ist vollkommen egal, dass es vollkommen unintentional zustande gekommen ist, denn es macht Spaß. Henk liegt die gesamte Zeit neben mir und amüsiert sich über die Entwicklung des Gesprächs köstlich. Aber irgendwann ist auch das beste Gespräch mal vorbei und morgen will ich auch nicht zu spät los. Also wird sich verabschiedet und die Augen zu gemacht.

06.05.18 Juzi Göttingen
Die Nacht ist kurz und genauso hart wie die Feldbetten. Snarg können nicht so lang schlafen wie ich und sind deshalb schon zwei Stunden früher aufgestanden. Wir machen noch kurz ein gemeinsames Gruppenfoto und checken, ob wir alles eingepackt haben und dann trennen sich unsere Wege schon wieder. Sie fahren heute wieder nach Hannover. Das gleiche plane ich auch, jedoch gibts vorher noch einen letzten Stopp in Göttingen, um die Tour im Juzi gebührend abzuschließen.
Die Fahrt verläuft entspannt, denn es gibt keinen Stau und ich finde in Erlangen sogar einen Bäcker der am Sonntag geöffnet hat, um mir ein kleines Straßenrand-Frühstück mit Essenresten, die ich noch im Auto hatte, zu gönnen. In Göttingen angekommen treffe ich einige gute Freund_innen, zu denen auch einer der Veranstalter_innen gehört. Leider ist er zu beschäftigt mit der Vorbereitung bzw. ist die Zeit zu knapp, aber die anderen beiden Leute haben Bock und Zeit das Wetter zu genießen (knapp 24° und blauer Himmel). Deshalb werden schnell die Sachen ins Auto gepackt und ab gehts zu nem See. Der See ist eine Art Kiesgrube, die etwas außerhalb Göttingens liegt und bei der ich nicht sicher bin, ob sie wirklich noch in Betrieb ist. Aber ich war hier schon mal mit snarg vor ein paar Jahren und es war richtig schön. Leider ist das Wasser arschkalt, was bedeutet, dass ich es vorziehe nur bis zu den Knien reinzugehen. Meine beiden Freund_innen zeigen mehr Mut und springen einmal kurz zur Abkühlung ganz ins Wasser. Hut ab. Anschließend chillen wir noch ein bisschen auf dem Kies-“Strand“ und genießen das Wetter.
Gegen halb sieben kommen wir dann im Juzi an, wo schon munteres treiben herrscht. Neben mir sollen heute Speedmaster Bungabunga auflegen. Und zwar Punk vor der Show und Techno, Happy Hardcore im Anschluss. Ich bin gespannt. Es gibt ein leckeres Chilli zu essen und einige nette Menschen, mit denen man quatschen kann. Der Soundcheck ist nach einer Minute auch fertig. Dann heißt es warten und die Zeit nutzen, um das Wetter zu genießen und mit Leuten zu reden. Ich rufe ein paar Freund_innen aus Göttingen an, um sie dazu zu animieren, vorbei zu kommen und stelle dabei fest, das anscheinend mein guter Freund Felix in der Stadt ist. Dazu ist zu sagen, dass Felix seit über zwei Jahren ein punkiger Wandergeselle ist und er öfter überraschend und meistens unangekündigt auf irgendeinem Konzert von mir auftaucht, worüber ich mich immer sehr freue. Ich habe die ganze Tour über gehofft, dass er auftauchen würde und hatte die Hoffnung mittlerweile schon aufgegeben. Umso schöner, dass er auf einmal vor mir steht. Wir reden ziemlich viel und irgendwann ist es dann so weit. Der letzte Auftritt der Tour.
Die Show ist ganz gut besucht für einen Sonntag und die Resonanz ist richtig gut. Meine Stimme funktioniert auch einwandfrei und ich habe einfach ne richtig schöne Zeit. Viele Menschen kennen teile der Texte und singen immer wieder mit und da es heute ne Anti-Rep-Solishow ist, versuche ich die Leute dazu zu animieren, noch mal n Euro oder zwei in die Kasse zu schmeißen. Nach der Show entspanne ich ein bisschen am Merchstand und unterhalte mich während des Verkaufs mit ein paar Freund_innen. Ich muss feststellen, dass die neuen Shirts mit dem Anglerfisch fast ausverkauft sind, was ich echt krass finde, schließlich habe ich 50 oder 60 Stück extra für die Tour drucken lassen.
Gegen 23 Uhr packe ich meine Sachen und mache mich auf den Weg nach Hannover. Ich muss morgen früh das Tourauto zurückbringen und will wenigstens ein paar Stunden schlaf dazwischen haben. Gegen ein Uhr komme ich zuhause an und bin noch ne halbe Stunde damit beschäftigt die ganzen Merchsachen und Klamotten aus dem Auto räumen, bevor ich erschöpft aber zufrieden ins Bett falle. Das war n richtig schöner Tourabschluss heute. Und auch allgemein war es einfach ne sau coole Tour mit vielen Highlights, auch wenn ich leider eine Show absagen musste und meine Stimme so Probleme gemacht hatte. Aber ich habe neue Leute kennen gelernt, alte Freund_innen wieder getroffen und so super viel positives Feedback bekommen, das mich echt gefreut hat. Dafür lohnt sich die ganze Anstrengung und der Aufwand. Ich freue mich jetzt schon ein bisschen auf die nächste Tour, die da kommen wird … irgendwann.